Mit Bedauern nimmt der Katholische Familienverband Südtirol (KFS) zur Kenntnis, dass in Südtirol ab 5. Juli sonntags wieder alle Geschäfte öffnen dürfen. Dabei haben gerade die letzten Wochen gezeigt, dass ein „Überleben“ selbst bei einer Sonntagsschließung der Geschäfte möglich ist – in Österreich seit jeher Realität, möchte man auch im Trentino diesen Weg einschlagen.
„Schade, dass der Kommerz wieder vor das Familienwohl gestellt wird“, bedauert Angelika Mitterrutzner, Präsidentin des Katholischen Familienverbands Südtirol. „Sind wir mal ehrlich: Von einer Sonntagsöffnung profitieren die großen Einkaufsketten auf Kosten der Familien und der kleinen heimischen Geschäfte. Darum frage ich mich schon: Muss das sein?“, so Frau Mitterrutzner weiter.
In der Tat ist schon lange bewiesen, dass bei einer Sonntagsöffnung nicht mehr eingekauft wird, sondern lediglich zeitlich verlagert – zum Nachteil der kleinen lokalen Geschäfte, die sich, im Gegensatz zu den großen Handelsketten, kein zusätzliches Personal leisten können, und schlussendlich zum Nachteil der Kunden, wenn aufgrund mangelnder Rentabilität der Einzelhandel schließen muss. Dabei haben gerade die letzten Krisen-Monate bewiesen, welche soziale Verantwortung die vielen heimischen Geschäfte und deren Nähe zum Kunden haben.
Auch die Familien haben in Zeiten der Coronavirus-Pandemie Großartiges geleistet. Die Familienmitglieder haben sich untereinander gestärkt, unterstützt und motiviert. Anstatt die nun wiedererlangte Freiheit gemeinsam genießen zu dürfen, gemeinsam Kraft und Zuversicht zu schöpfen, werden viele Familien sonntags wieder auseinandergerissen. Nicht nur die Partnerschaft, besonders die Kinder leiden, wenn ein Elternteil sonntags arbeiten muss. Aber selbst, wenn die Eltern frei haben, ist es für die Kinder wenig bereichernd, am Sonntag shoppend durch die Einkaufsmeilen zu schlendern.
„Nördlich der Alpen hat man sich nie auf das Experiment Sonntagsöffnung eingelassen“, präzisiert KFS-Präsidentin Mitterrutzner, „und mir ist nicht bekannt, dass dort der Handel weniger Umsatz machen würde.“ Auch in der Nachbarprovinz Trient scheint man zu dieser Erkenntnis gekommen zu sein. Jedenfalls liegt im Trienter Landtag ein Gesetzentwurf vor, wonach im Trentino sonntags alle Geschäfte geschlossen bleiben sollen.
Dies schlussendlich auch in unserem Land zu erreichen, ist Ziel des Katholischen Familienverbands Südtirol, der zu den Mitgliedern der Südtiroler Allianz für den arbeitsfreien Sonntag zählt. „Mir ist schon klar, dass Südtirol bezüglich Geschäftsöffnungszeiten keine autonome Befugnis hat. Aber diese Kompetenz zu erlangen und dann Gesetze im Sinne der Familien zu erlassen, das wünsche ich mir von unseren politischen Entscheidungsträgern“, äußert sich die KFS-Präsidentin abschließend.