Das Jahresmotto 2020 des Katholischen Familienverbands Südtirol (KFS) lautet: „Wir machen Lust auf Familie!“ Fährt man sonntags an italienischen Einkaufszentren vorbei, gewinnt man den Eindruck, die Menschen haben v.a. Lust auf Sonntags-Einkauf. „Ich glaube nicht, dass es für die Familien und speziell für die Kinder, die ihre arbeitenden Eltern unter der Woche eh kaum sehen, bereichernd ist, am Sonntag shoppend von einem Laden zum nächsten zu schlendern. Von den in den Geschäften arbeitenden Menschen will ich erst gar nicht reden“, sorgt sich die Präsidentin des Katholischen Familienverbands Südtirol, Angelika Mitterrutzner. Der KFS ist daher Mitglied der Südtiroler Allianz für den arbeitsfreien Sonntag und propagiert seit jeher die gesetzlich verankerte Sonntagsruhe – Gründe dafür gibt es genug.
Am 3. März 321, also vor genau 1699 Jahren, führte Konstantin der Große den Sonntag als Ruhetag ein. Dieses „älteste Sozialgesetz der Welt“ ist für viele heute nicht mehr zeitgemäß. In Zeiten eines florierenden Onlinehandels kann man es sich nicht mehr leisten, Geschäfte an Sonn- und Feiertagen geschlossen zu halten, ist ein häufig gehörtes Argument. Auch auf die fehlende Attraktivität der Innenstädte und Ortskerne an den Wochenenden wird oft hingewiesen. Deshalb droht der Sonntag immer mehr, ein normaler Werktag zu werden. Aber gerade in unserer schnelllebigen Zeit braucht der Mensch Ruhezeiten und Erholung, aber nicht an einem x-beliebigen Tag unter der Woche, sondern am Sonntag, dem Tag der kollektiven Unterbrechung der werktäglichen Geschäftigkeit, argumentiert der Katholische Familienverband Südtirol.
Denn der Sonntag ist noch immer ein besonderer Tag: Auf den Straßen ist weniger Verkehr, die Städte sind stiller. Natürlich gibt es auch Menschen, die sonntags arbeiten müssen, denken wir nur an die Ärzte und das Pflegepersonal in Krankenhäusern und Altersheimen, an all die Angestellten im Gastgewerbe, die Polizisten, die Geistlichen usw. In seiner sozialen und religiösen Funktion hat der Sonntag aber nichts an Wichtigkeit verloren. Eine Studie des deutschen Bundesverfassungsgerichts hat ergeben, dass es gesundheitliche Folgen hat, ob man werktags frei hat, wenn alle anderen arbeiten, oder sonntags.
Neben Zeiten der Arbeit brauchen Menschen eben Ruhepausen, schließlich leben wir nicht nur für die Arbeit. Der Sonntag gibt der Woche und somit dem ganzen Leben einen Rhythmus und stärkt die Gemeinschaft, da am gemeinsamen freien Tag persönliche Beziehungen, die Familie, Feste, Freunde und das Religiöse gepflegt werden können. In Zeiten steigender Arbeitsbelastung und immer mehr verlangter Flexibilität ist ein gemeinsamer freier Tag auch für den Familienalltag ungemein wichtig. Der Sonntag stellt den Menschen in den Mittelpunkt, rückt Werte ins rechte Licht und verleiht Kraft für die neue Woche. „Der Sonntag gehört uns allen. Dieses Kulturgut sollten wir nicht ausuferndem Kommerz opfern“, warnt Angelika Mitterrutzner, Präsidentin des KFS.
Um dies zu unterstreichen, verteilt der Katholische Familienverband Südtirol, zusammen mit den Frauen im KVW, am 3. März Säckchen mit Sonnenblumensamen. Die Botschaft dahinter: „Lass den Sonntag aufblühen!“