Familienverbandelt - Die KFS-Kolumne
Am 3. März ist Internationaler Tag des freien Sonntags. KFS-Vizepräsidentin Manuela Weber hat sich in der FiS-Kolumne mit dem Thema auseinandergesetzt und konnte einem Sonntagsausflug ins Kaufhaus sogar einiges abgewinnen. Trotzdem kommt sie ganz eindeutig zum Schluss: Sie geht dann doch lieber in die Natur.
Einen Sonntag mit der Familie kann man ganz unterschiedlich verbringen. Es soll ja Menschen geben, die sich trotz großer Mengen an Ratgebern und eindeutigem Bewegungsmangel sonntags lieber ins Einkaufshaus zurückziehen. Ja, es stimmt, im Winter ist es da immer angenehm warm und im Sommer erfrischend kühl. Auch bewegungstechnisch ist vielleicht noch einiges drin, sofern das Kaufhaus groß genug ist und man trotz Bewegungswiderwillen von anderen Menschen weitergeschoben wird. Sicherlich macht ein solcher Kaufhaus-Besuch auch Spaß. Direkten Frischluft- und Sonnenstrahlenkontakt hat man zwar nicht, aber die Beleuchtung und Belüftung machen das alles wieder wett. Angenehm ist es außerdem, wenn man die Kinder am Morgen in der Kinderbetreuungseinrichtung des Kaufhauses abgeben kann, um sie dort am späten Nachmittag wieder abzuholen. Die Eltern können nun vergnügt ihr während der Woche verdientes Geld so ausgeben, damit sie sich noch etwas glücklicher fühlen. Klingt doch alles wunderbar, oder?
Seien wir mal ehrlich: Wenn wir mit unseren Kindern den Sonntag an der frischen Luft verbringen, ein Stück wandern, ein Picknick machen oder den Wald erkunden – wie fühlen wir uns da am Abend? Sicher müde. Aber vielleicht doch ein wenig zufrieden? Unsere Kinder schlafen wahrscheinlich um einiges rascher ein und haben zudem noch viel erlebt, von dem sie länger zehren werden, als von der Kaufhaus-Animation. Und – unvorstellbar, aber wahr - wir haben uns im Laufe des Tages wahrscheinlich mit unserem Kind unterhalten. Es konnte von Erlebtem berichten, Wünsche und Träume besprechen, Phantasie ausleben. Unser Kind hat somit Erwachsene erlebt, die sich Zeit für es nehmen, ein offenes Ohr haben, ernsthaftes Interesse an seiner Lebenswelt zeigen.
Nicht zuletzt sollten wir auch an die Angestellten im Kaufhaus, im Supermarkt, im Bekleidungsgeschäft denken, die am Sonntag arbeiten müssen, aber die Zeit lieber mit ihrer Familie verbringen würden. Es geht nicht um irgendeinen freien Tag in der Woche. Ein freier Dienstag wird sich anders anfühlen als ein freier Sonntag, an dem in vielen Bereichen kollektiv die Arbeit niedergelegt werden kann. Es geht um die Gemeinschaft, die dann erlebt werden kann, wenn man den Tag dafür auch wirklich nutzt.
Zuerst erschienen in:
FiS - Familie in Südtirol Nr. 1/2019