Was wäre Südtirol ohne das Ehrenamt? Diese Frage sollte man sich ruhig öfter stellen, denn das Zusammenleben in Dörfern und Städten wäre kaum so vielfältig, gäbe es nicht die Dienste und Aktionen zahlreicher Menschen, die sich ehrenamtlich für die Gemeinschaft einsetzten. Allein im Katholischen Familienverband Südtirol (KFS) werden im Jahr an die 130.000 ehrenamtliche Stunden geleistet.
Etwa 1000 ehrenamtlich Mitarbeitende in den Ausschüssen auf Zweigstellen-, Bezirks-, und Landesebene zählt der Verband. Würde man diesen ihre Stunden ausbezahlen, müsste man über 2 Millionen Euro dafür aufbringen. „Ehrenamt gehört zu jenen Dingen, die mit Geld nicht zu kaufen sind, doch es lohnt sich ab und an eine Rechnung anzustellen, einfach nur, um zu begreifen, wie wichtig das Ehrenamt für unsere Gesellschaft ist und wie viele Dienste ohne es wegfallen würden“, hebt KFS-Präsidentin Angelika Mitterrutzner hervor. „Die derzeit 112 Zweigstellen im KFS sind nicht nur die pulsierenden Herzen unseres Verbandes, sondern sorgen auch in vielen Gemeinden für Leben.“ Bei den KFS-Sommerprojekten werden jedes Jahr über 1700 Kinder durch die schulfreie Zeit begleitet. Heuer gab es 42 betreute Wochen, die ohne den ehrenamtlichen Einsatz nicht zustande gekommen wären. Außerdem werden Krabbel-, Spielegruppen und Nachmittagsbetreuungen organisiert. Es gibt Märchenwanderungen, Familienfeste, Bäumchenfeste für Neugeborene, Müllsammelaktionen, Bastel- und Abenteuernachmittage, Kinderkinos, zahlreiche Weiterbildungsveranstaltungen, Kurse und Vorträge für Kinder und Erwachsene. Außerdem werden Familiengottesdienste, Ehejubiläums- und Faschingsfeiern gestaltet und Bräuche, wie etwa das Palmbuschenbinden oder das Schmücken des Osterbaumes weitergetragen, Martinsumzüge oder Nikolausbesuche organisiert.
Eltern sind mit ihrem ehrenamtlichen Engagement Vorbild
„Der ehrenamtliche Einsatz für Familie ist doppelt wertvoll. Unsere familiären Beziehungen und unsere Erziehung machen uns aus und formen unser Wesen und unser Verhalten. Im Positiven, wie auch im Negativen. In der Familie lernen Kinder die Grundprinzipien des Zusammenlebens. Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Respekt, Vertrauen und Liebe sollten Kinder zuallererst von ihren Eltern erfahren“, betont Mitterrutzner. „Geschieht dies nicht – aus welchen Gründen auch immer – ist die Gesellschaft mit wachsenden Problemen konfrontiert.“ Die Bedürfnisse der Familien ernst zu nehmen und der Einsatz für eine familienfreundliche Gesellschaft müssten daher oberste Prinzipien aller Entscheidungsträger sein. Außerdem bedinge Ehrenamt für Familie auch andere Ehrenämter.
Eltern sind mit ihrer Bereitschaft, unentgeltlich etwas von ihrer Zeit herzuschenken und sich für gemeinnützige Zwecke zu engagieren, Vorbild für ihre Kinder. „Ehrenamt gibt außerdem Sinn und schafft Identifikation“, ist sich Mitterrutzner sicher. Der finanzielle und zeitliche Druck, unter dem Familien leider vermehrt stünden, sei aber auch für die Weiterentwicklung des Ehrenamtes eine Herausforderung, bedauert die KFS-Präsidentin. Auch für den Familienverband sei es nicht immer leicht, junge Eltern für die Mitarbeit in den Ausschüssen zu finden. „Nach außen ist meist nicht sichtbar, welcher Einsatz hinter den Kulissen geleistet wird, wie planungsintensiv auch die Organisation von kleinen Aktionen sein kann. Hinzu kommt die Bürokratie, die auch im Ehrenamt ein leider nicht zu unterschätzender Faktor ist.“
Allen Personen, die im Freiwilligendienst, in Vereinen und Verbänden in ganz Südtirol engagiert sind, möchte der Familienverband von Herzen seine Wertschätzung ausdrücken und Danke sagen!