„Sich nicht frühzeitig abzusichern, wäre Wahnsinn“
„Was mich wirklich beschäftigt, ist die Situation der jungen Frauen und Mütter - nämlich wie diese später in der Rente dastehen werden.“ Beim Austausch mit dem Zentralausschuss des Katholischen Familienverbandes Südtirol (KFS) ließ Familienlandesrätin Waltraud Deeg kürzlich keinen Zweifel an ihrer Besorgnis, denn neben der Pflege im Alter sei die Rentenabsicherung zweifellos eines der größten Probleme unserer Gesellschaft. Junge Menschen müssen angeregt werden, sich frühzeitig um ihre Rente zu kümmern, darin waren sich das Verbandsgremium und die Landesrätin einig.
Familienpolitik ist eine der tragenden Säulen im Katholischen Familienverband Südtirol (KFS) - der Austausch mit politischen Entscheidungsträgern und Lobbyarbeit für Südtirols Familien eine zentrale Aufgabe im Verband. Um Positionen und gemeinsame Ziele zu klären, war das Treffen mit Familienlandesrätin Deeg umso wichtiger. Neben der Erhöhung des Freibetrages für Jugendliche, die in ihrer Freizeit etwas dazuverdienen, der Voucherproblematik rund um die Organisation der Sommerbetreuungsprojekte und der finanziellen Mittel, die für Familien bereitgestellt wurden, wurde vor allem die Altersvorsorge thematisiert.
Freiwillige Weiterversicherung in der Erziehungszeit
„Es ist ein großer Wunsch der Südtiroler Eltern von Kleinkindern bis drei Jahren, eine echte Wahlfreiheit zwischen außerfamiliärer Betreuung und Betreuung zu Hause zu haben“, betonte KFS-Präsidentin Angelika Mitterrutzner. Gerade die Anerkennung von Erziehungs- und Pflegejahren ist ein Punkt, auf den der Familienverband seit Jahren pocht. Die Umsetzung gestaltet sich schwierig, wie auch die Landesrätin zugibt. Gerade die Verhandlungen bezüglich der freiwilligen Weiterversicherung bei der INPS gingen schleppend voran. „Diese Form der Weiterversicherung gibt es nur in Südtirol, weshalb das INPS wenig Interesse daran hat, das nationale System umzustellen. Die Vorfinanzierung und die relativ langen Wartezeiten, bis das Geld endlich kommt sind nach wie vor Probleme, an deren Lösung wir arbeiten“. Umgesetzt werden konnte hingegen die Anhebung der ausgeschütteten Beiträge: Die Region stellt für 24 Monate maximal 18.000 Euro pro Kind zur Verfügung.
Alle Unterstützungsmöglichkeiten ausschöpfen
„Oft wird das Thema Kinderbetreuung als ideologisches Thema gesehen“, weiß Deeg. „Doch so einfach ist es nicht. Für die Rente zählt nicht die Anerkennung der Erziehungsjahre, sondern, wie viel ich eingezahlt habe. Die Mindestrente gibt es für jene, die nach 1996 zu arbeiten begonnen haben de facto nicht mehr.“ Eine berufliche Auszeit zu Gunsten der Kindererziehung will also wohl überlegt sein - dem stimmten auch die Zentralausschussmitglieder zu: „Es ist an uns, die Eltern zu informieren und sie anzuregen sich rechtzeitig abzusichern und alle Unterstützungsmöglichkeiten auszuschöpfen“, betonten auch die Zentralausschussmitglieder im KFS. „Sicher ist es aufwendig, sich mit der eigenen Rentenabsicherung auseinanderzusetzen, aber es nicht zu tun, wäre bei der jetzigen Situation ein Wahnsinn“, brachte es Deeg auf den Punkt.
Gesellschaftliche Diskrepanzen
Ein weiterer Fokus wurde auf die Wertediskussion gelegt. Zwar poche die Gesellschaft darauf, Eltern eine längere Zeit zu Hause zu ermöglichen, auf der anderen Seite wolle kaum jemand etwas dafür tun. In einigen Betrieben werde schon viel in diese Richtung unternommen. Hier könne ein finanzieller Beitrag für Arbeitgeber zu Gunsten familienfreundlicher Ausrichtung ein wichtiger Impuls sein. Die junge Generation habe einen veränderten Fokus. „Es wird weniger Wert auf Bezahlung gelegt, sondern auf die Leistungen, die ein Betrieb für seine Mitarbeiter erbringen kann“, betonten die KFS-Vertreter.