Ich habe Bedenken, dass meine Tochter (13) eine Mitschülerin schikaniert. Was kann ich machen?

Den ersten Schritt haben sie bereits gemacht. Sie haben ihr Kind im Blick, denn Ihnen ist etwas aufgefallen. Sprechen sie Ihr Kind konkret auf die Situation an und holen Sie wichtige Informationen ein: Was war der Anlass und wann begann das Mobbing? Ist Ihr Kind Initiator der Mobbing-Attacken oder unterstützt es die Mobber passiv?

Es gibt mehrere Gründe dafür, dass Ihr Kind Gleichaltrige mobbt. Meistens ist es die Suche nach Anerkennung und Überlegenheit. Vielleicht ist es auch gelangweilt, überfordert, möchte seine Misserfolge kompensieren oder sich beliebt machen, indem es andere Mitschüler klein macht.

Öffnet sich das Kind, dann zeigen Sie Verständnis. Denken Sie gemeinsam darüber nach, wie Sie unterbewusste Wünsche ohne Mobbing erfüllen können. Je nachdem, was der Auslöser war, kann das Selbstwertgefühlt des Kindes gestärkt werden. Vielleicht genügt Nachhilfeunterricht, Sport oder eine ehrenamtliche Tätigkeit. Vielleicht braucht ihr Kind mehr Zuwendung, mehr Zeit von Ihnen, mehr Regeln.

Ihr Kind in die Lage des anderen zu versetzten, ist wichtig. Klären Sie mit Ihrem Kind unter vier Augen, wie sehr sein Verhalten andere Menschen verletzen kann. Fragen Sie nach, wie Ihr Kind sich fühlen würde, wenn es ausgegrenzt würde. Teilen Sie ganz klar mit, dass Sie Mobbing nicht tolerieren.

Wichtig ist, dass ihr Kind Kontakt zum Mobbing-Opfer sucht und sich entschuldigt z.B. mit einem Brief oder persönlich. Dieser Schritt ist ein Muss, denn damit erweist Ihr Kind sich selbst und dem Mobbing-Opfer Respekt und verinnerlicht seinen Fehler.

Fragen Sie auch sich selbst, was Sie in Zukunft anders machen möchten. Verbringen Sie viel Zeit mit Ihrem Kind und seien Sie da. Aktivitäten, die auf Mitgefühl und Empathie zielen, könnten die Situation entschärfen und Ihrem Kind besondere Werte nahebringen.

Es empfiehlt sich, den Kontakt zur Schule zu suchen, um den Umgang mit den Vorfällen gemeinsam zu besprechen. Oft gibt es schon Vorschläge für eine Umgangsweise mit dem mobbenden Kind. Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, diese umzusetzen, jedoch ohne sie zu kritisieren. So merkt das Kind, dass alle Erwachsenen an einem Strang ziehen.

Weitere Hilfe bieten Erziehungsberatungsstellen oder die Kinder- und Jugendanwaltschaft.

Dr. Deborah Visintainer
Pädagogin