Es war einmal ein Eichhörnchen, das den ganzen Herbst über Nüsse gesammelt und vergraben hatte, um im Winter Futter zu haben. Beruhigt legte es sich in die Höhle, um die Winterruhe anzutreten. Als es einen Monat später aufwachte, blickte es hungrig aus seinem Bau. Überall lag Schnee und es war bitterkalt. Das Eichhörnchen wollte nachschauen, ob sein Vorrat noch da war, wo es ihn versteckt hatte. Nach ein paar Minuten erreichte es die große Tanne und begann zu buddeln, doch seltsam: Es fand nichts. Dabei war es ganz sicher, an der richtigen Stelle zu suchen. Vielleicht hatte ein anderes Tier die leckeren Schätze entdeckt und damit seinen Hunger gestillt. „Macht nichts“, murmelte das Eichhörnchen. „Ich habe noch genug“. Doch auch das zweite Versteck war leer. Aufgeregt sprang es zum nächsten: ebenfalls leer. Und zum nächsten: nichts. Der pelzige Geselle war verzweifelt und wusste nicht, was er tun sollte. Sicher hatte jemand die Vorräte geraubt. Das Eichhörnchen fragte die Eule, den Hasen, das Reh. Sogar den Dachs fragte es, ob er den Räuber gesehen hätten. Doch keiner von ihnen konnte weiterhelfen. Am Waldrand stand ein Haus. Dort machte das Eichhörnchen erschöpft Rast. Plötzlich fiel ihm ein Mann mit rotem Mantel auf, der sich vor der Haustür des Hauses vornüber beugte. Neugierig schlich das kleine Tier näher. Und was es sah, war kein schöner Anblick. „Das sind meine Nüsse!“ Wütend stapfte das Eichhörnchen am Nikolaus vorbei und begann die Nüsse vom bunten Teller zu stibitzen, die der große Mann eben darauf gelegt hatte. Der Nikolaus schubste das pelzige Tierchen vom Teller. „Nein, das sind nicht deine Nüsse“, brummte er gutmütig. „Mein Weihnachtswichtel sucht sie immer im Wald, damit ich sie den Kindern bringen kann.“ Aus der Manteltasche des Nikolauses kam ein verlegenes Kreischen. Ein Männlein mit roter Mütze guckte raus und sagte: „Äh … ich war in diesem Jahr sehr spät dran mit Nüssesammeln und konnte keine mehr finden. Und, ähm, weil sich die Kinder doch immer so freuen, dachte ich, also … da habe ich das Eichhörnchen beobachtet und dann …“ Das Eichhörnchen schluchzte auf: „Ich muss im Winter verhungern.“ Das hatte das Wichtelmännchen nicht bedacht. Es erschrak und begann auch zu weinen. „Na, na, beruhigt euch“, meinte der Nikolaus. „Wir gehen jetzt den Weg zurück und nehmen von jedem Teller der Kinder wieder einige Nüsse. Die Kinder haben sicher nichts dagegen.“ Und so zogen die Drei die ganze Nacht von Haus zu Haus und sammelten Nüsse ein. Mit Hilfe des Weihnachtswichtels vergrub das Eichhörnchen die leckeren Nüsse wieder in den Verstecken. Danach war noch eine Menge übrig, die sie gemeinsam in die Baumhöhle schafften. Glücklich legte sich das Eichhörnchen auf den Berg von Nüssen. Es grinste schelmisch und freute sich. Hoffentlich war der Weihnachtswichtel im nächsten Jahr mit dem Nüssesammeln wieder zu spät dran! Denn einen so großen Wintervorrat wie in diesem Jahr, hatte es im ganzen Leben noch nicht gehabt.
Stefan Lechthaler, Reschen