Wie aus dem kleinen Tannenbaum doch noch ein Christbaum wurde.
Wie jedes Jahr stand ich im letzten Winkel des Weihnachtsmarktes und wartete darauf, endlich von jemandem gekauft zu werden. Ich wollte doch so gern ein schöner Christbaum sein. Es wurde Abend und wieder einmal war nichts geschehen. Doch plötzlich kam ein rasend schnelles Auto. Ein Mann und ein kleines Mädchen stiegen aus. Der Mann sagte zum Verkäufer: „Ich brauche einen Christbaum." „Wir haben aber keinen," gab der Verkäufer als Antwort. „Doch!" rief das Mädchen, „Da hinten!" „Stimmt," sagte der Mann, „aber der ist nicht so schön, komm wir kaufen uns morgen einen." „Nein! Ich will aber den!," schrie das Mädchen.
Ich hörte zwar nicht, was da vor sich ging, doch ich glaubte, sie wollten mich kaufen. Während dessen diskutierte das Mädchen mit dem Mann. „Na gut, wir kaufen ihn," sagte der Mann, „Wie viel kostet er?" Der Verkäufer antwortete: „Oh der, der kostet 10 Euro bitteschön." Der Mann nahm mich und steckte mich ins Auto. Aber langsam war mir die Sache unangenehm. Was ging denn hier vor sich? Als wir vor einem Haus stehen blieben, machte es mir erst richtig Spaß. Der Mann nahm mich, ging ins Haus und steckte mich in einen Christbaumständer. Oh, wie ich mich freute! Da sagte der Mann zu seiner Frau: „Wir haben einen Christbaum. Morgen schmücken wir ihn. Jetzt ist es höchste Zeit ins Bett zu gehen, komm, liebe Karin." Ach so, Karin hieß die Tochter, bekam ich mit.
Am nächsten Tag stand Karin sehr früh auf. Sie weckte die Eltern und zog sie zu mir. „Ich will ihn schmücken," sagte Karin. „Fang doch schon mal an," sagte die Mutter müde. Okay, dann mal los, aber eine Kugel nach der anderen ging zu Bruch, doch am Ende konnte ich doch noch ein schöner Christbaum sein. Plötzlich kamen Mutter und Vater herein. Sie staunten über mich und fragten: „Kind, hast du das gemacht?" „Ja," sagte Karin. „Der ist ja wunderbar, staunte die Mutter. Na schön, aber wir wollen ja noch Kekse backen. In der Zwischenzeit kam eine Katze zu mir herein, sie bewunderte meine schönen Kugeln und versuchte sie herunter zu schmeißen. Da sagte ich: „Hey, lass das, du kleine Katze!" Die Katze staunte und rannte sofort weg.
Gleich am nächsten Morgen stand Karin auf, ging ins Schlafzimmer der Eltern und schrie: „Heute ist Heilig Abend! Sofort hüpften sie auf." „Oh nein, wir müssen noch mehr Kekse backen. Wir müssen noch die Weihnachtsdeko aufhängen," erwähnte die Mutter. Als sie sich wieder beruhigte, fand sie doch noch genug Zeit um alles zu machen. Am sehr, sehr späten Abend hörte ich ein Klappern, aber ich war zu müde um nachzuschauen. Am nächsten Morgen erwachte ich eigentlich sehr früh. Ehe ich mich versah, lagen unter mir viele, viele Geschenke. Karin kam herein gestürmt und packte alle aus. Weihnachten war vorbei. Ich war so aufgeregt, was sie wohl mit mir machen würden? Sie schmückten mich ab und wollten mich als Brennholz verkaufen. Auf einmal schrie das Mädchen: „Nein!" Papa meinte: „Ich will ihn in den Garten stellen." Na schön, na schön, dachte ich. Schließlich war ich wieder ein Tannenbaum, aber ein glücklicher.
von Evamaria Volgger, Ahornach - Sand in Taufers in „Es weihnachtet sehr..." vom KFS.